01 Juni 2012

Gemeinsamen Brief von Shahabi und Ebrahim Zadeh zum 1. Mai 2012


Die verhafteten Arbeiteraktivisten Ali Nejati, Mitbegründer und Vorsitzender der Haft-Tapeh-Gewerkschaft, Shahrokh Zamani, Behnam Ebrahim Zadeh, Kinder- und Arbeitsrechtaktivist, und Reza Shahabi, Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Teheraner Busfahrergewerkschaft Vahed, haben vom Gefängnis aus  anlässlich des 1.Mai einige Aufrufe herausgegeben.

Im Folgenden bringen wir Auszüge aus einem gemeinsamen Brief von Shahabi und Ebrahim Zadeh: „Der Arbeitertag naht schon, aber Millionen Arbeiter im Iran leiden unter ganz schweren Lebensbedingungen. Sie protestieren wie in vorigen Jahren und bringen immer noch ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck. Zurzeit befinden sich mehrere Aktivisten im Gefängnis. Der internationale Arbeitertag wurde als solcher anerkannt, um die Gedanken an blutige Arbeiterkämpfe, besonders die Ermordung der Chicagoer Arbeiter, die für acht Arbeitsstunden am Tag demonstriert hatten, lebendig zu halten.
Die Arbeiter in der ganzen Welt feiern an diesem Tag und bringen Ihre Proteste und Forderungen zum Ausdruck.              
Die Machthaber in unserem Land erlauben keine unabhängige Arbeiterorganisationen, keine Protestaktionen und Demonstrationen…Die iranischen Arbeiter, insbesondere die verhafteten Arbeiteraktivisten, schenken diesem historischen Tag viel Beachtung. Wir hoffen, dass in diesem Jahr kein einziger Arbeiter aufgrund seiner gewerkschaftlichen und politischen Forderungen verhaftet und eingesperrt wird. Wir, die verhafteten Arbeiteraktivisten und Gewerkschafter, nehmen den 1.Mai als Anlass, um unsere Rechtsforderungen noch einmal publik zu machen.

  1. Wir, die verhafteten Arbeiter, fordern die freie Gründung der Gewerkschaft und andere Arbeiterorganisationen und die Beachtung anderer grundlegender Arbeiterrechte nach dem Standard der Weltarbeiterorganisation ILO
  2. Anerkennung des Rechts auf Protest, Streik, Demonstration und aller anderen Protestformen der Arbeiter, insbesondere am 1.Mai
  3. Die Arbeitsbeschaffung für die Arbeitslosen. Gleichbehandlung von Frauen und Männern, Verbot der Kinderarbeit, Lohnerhöhung aufgrund tatsächlicher und wahrer Daten, Sicherheit der Arbeitsplätze und Abschaffung der Zeitarbeitsverträge.
  4. Beendigung von Entlassung, Verfolgung und Verhaftung von Arbeiteraktivisten und Gewerkschafter
  5. Solidarität mit den weltweiten Protesten der Arbeiter, die durch die Wirtschaftskrise immer mehr benachteiligt werden.

Zum Schluss rufen wir alle Arbeiter, Arbeiteraktivisten, unabhängige Arbeiterorganisationen und freiheitsliebende Menschen auf, einig und solidarisch den 1. Mai zu veranstalten und auf die oben beschriebenen Forderungen zu bestehen und sich dafür einsetzen. „
Evin-Gefängnis Mai 2012