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16 Oktober 2012

Ein Brief von Afshin Osanloo



Afshin Osanlu ist der Bruder von Mansour Osanlu. Mansour war ein Mitgründer und der erste Vorstandsvorsitzende der Teheraner Busfahrergewerkschaft, der aufgrund seiner gewerkschaftlichen Aktivitäten zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt wurde und erst im vorigem Jahr freikam. Afshin wurde auch zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt und verbüßt seine ungerechte Strafe immer noch. Er hat vor zwei Monaten einen Brief an die internationalen Arbeiter – und Menschenrechtsorganisationen geschrieben. Dieser Brief wurde vollständig in englischer Sprache übersetzt und an die Adresse vieler Organisationen, darunter: I.L.U.- I.T.F.- einige Gewerkschaften – das europäische Parlament u.s.w. geschickt . Wir drucken einige Auszüge aus diesem Brief in deutscher Sprache.

„ Ich bin Afshin Osanlu, ein Arbeiteraktivist und Busfahrer. Zurzeit befinde ich mich in dem Gefängnis von Gohardasht (Redjaiishahr). Im Herbst 2010 haben mich einige bewaffnete Zivilpersonen in der Schlafstelle des Busterminals verhaftet und in die Gefängniszelle des Informationsministeriums, d.h. die Zelle 209 in Evin Gefängnis, eingesperrt. Über fünf Monate wurde ich gefoltert und gedemütigt, z.B. durch Kabelschläge auf die Füße, Laufzwang auf verletzten Füßen, Schimpfwörter, 17 bis 18 Stunden Anhörungen und Schläge auf den ganzen Körper. Durch solche Foltermethoden wurden einige meiner Rippen und Zähne gebrochen.In dieser Zeit versuchte meine Familie, etwas über mich zu erfahren. Ihnen wurde jede Auskunft verweigert. Ich durfte sogar meine alte Mutter nicht anrufen.
Ich bin verheiratet und habe zwei Söhne.........Im Jahre 1997 wurde ich bei der Teheraner Busgesellschaft angestellt und musste täglich 12 Stunden arbeiten. In den vier Jahren meiner Arbeit in dieser Firma versuchte ich, immer korrekt zu sein und habe mich in Zusammenarbeit mit einigen Kollegen für das Verbessern der Arbeitsverhältnisse, das Bezahlen der fälligen Neujahrsgelder ,den Erhalt der Arbeitskleider, die Anerkennung dieser Arbeit als Schwerarbeit, das Abschaffen der Zeitarbeit, und gegen den Arbeitsmissbrauch einiger Vorstandsmitglieder eingesetzt. Wir waren wie ein Dorn in den Augen der Manager .Obwohl wir in vielen Fällen keinen Erfolg hatten,wurden wir immer wieder schikaniert und mit Entlassungen bedroht.
Im Jahre 2001 habe ich während der Arbeit einen Autounfall gehabt. Außer 15 .000.000 Toman (~ 15.000 Euro zur damaligen Zeit – Re. ) als Anteil der Versicherung, musste ich selbst 3.000.000 Toman zahlen. Das Arbeitsamt und der Vorstand der Busfirma waren nicht bereit, mir finanziell zu helfen. Letztendlich hat sich der Firmenvorstand bereit erklärt, diese Summe zu zahlen,vorausgesetzt, dass ich meine Arbeitsstelle kündige. Da ich diese Summe nicht zur Verfügung hatte, musste ich diesen Vorschlag akzeptieren.Ich musste nach vier Jahren Schwerarbeit in dieser Firma, wieder bei Null anfangen.Sie haben mein Leben auf dieser Weise stark zerstört. Meine Frau,die in dieser Zeit schwanger war, erlitt einen Zusammenbruch. Von dieser Zeit war ich bis zu meiner Verhaftung bei einer anderen städtischen Busfirma beschäftigt...........
Nach zirka einem Jahr der Verhaftung in den Gefängniszellen 209 und 350 wurde ich in die Abteilung 15 des Revolutionsgerichts unter Vorsitz des Richters Zalawati zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Ich wurde mit der Beschuldigung der Sicherheitsgefährdung verurteilt. Während der Zeit meiner Verhaftung und auch bei der Gerichtsverhandlung  wurde mir verweigert, einen Rechtsanwalt beiseite zu haben. Die ganze Verhandlung hat nur ein paar Minuten gedauert.I ch habe gegen das Gerichtsurteil protestiert, aber es wurde mir auch die Einsicht in die Akten verweigert. Ich wurde zu unrecht und mit trügerisch – unbegründeten Beschuldigungen zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt, wovon zwei Jahre vergangen sind. Ich habe keine politische Tätigkeiten gehabt und war auch nicht Mitglied irgendeiner Partei......Mein einziges „Vergehen“ war das Bestreben für die gerechten Forderungen der Arbeiter der Vahed-Gesellschaft, die aber mit der Verhaftung der Arbeiter und durch die verhängten Gefängnisstrafen nicht in Vergessenheit geraten werden. Forderungen wie:
die Schaffung einer unabhängigen gewerkschaftlichen Organisation für die Wahrnehmung der gerechten und legalen Forderungen,
die Verbesserung der Löhne in Anbetracht der Inflation und
das Verhindern der Willkür der Arbeitgeber bei Lohnzahlungen,
das Einbeziehen der Regierung zur Hilfe auf Sozialversicherung, Dauerverträge, ..........

Hiermit bitte ich die internationalen Organisationen I.L.U. und I.T.F.  unseren ungerechten Zuständen - den Arbeitern des Transportwesens - und auch meiner ungerechten Verurteilung Aufmerksamkeit zu schenken, so dass auch die Menschenrechtsorganisationen und alle Arbeiter, insbesondere  die des Transportwesens darüber informiert werden,damit alle in der Welt erfahren können, dass in unserem Land die grundlegenden und menschlichen Rechte der Arbeiter und Werktätigen nicht berücksichtigt werden und jeder Protest  und Forderung mit Belästigung, Beleidigung,Folter und Gefängnisstrafen  beantwortet werden.
Mit der Hoffnung eines besseren Morgens für alle 
Afshin Osanloo          07.08.2012