02 Mai 2011

Gemeinsame Resolution von 7 Arbeiterorganisationen im Iran anlässlich des Internationalen Tages der Arbeiter - 1. Mai 2011

Gemeinsame Resolution von 7 Arbeiterorganisationen im Iran anlässlich des Internationalen Tages der Arbeiter - 1. Mai 2011

Der erste Mai, der internationale Tag der Arbeiter, ist der internationale Tag der Solidarität der Arbeiter und deren Protest gegen Unterdrückung und Ungleichheit im kapitalistischen System. An diesem Tag erinnern die Arbeiter immer wieder an ihren weltweiten Kampf zur Realisierung ihrer Menschenrechte. Die Arbeiter Irans zusammen mit den Arbeitern weltweit feiern diesen Tag jedes Jahr und halten ihre Kundgebungen im Protest gegen die unmenschlichen Verhältnisse ab und versuchen, ihre Stimmen zur Erlangung ihrer selbstverständlichen Rechte zu erheben.

Während die Arbeiter weltweit leidenschaftlich und kämpferisch millionenfach in den meisten Ländern der Welt auf den Straßen gegen ihre Lebensverhältnisse protestieren, sind die Arbeiter im Iran nicht nur ihres Rechtes auf Versammlung und Demonstration beraubt, sondern sie sind auch tagtäglich Opfer schärfster Angriffe auf ihren Lebensstandard. Den Protesten und Forderungen der Arbeiter wird mit Verhaftungen und Gefängnis begegnet. Mit dem sogenannten „Plan zur Rationalisierung der Subventionen“ des herrschenden Kapitalismus, der die Unterstützung der internationalen kapitalistischen Institutionen genießt, sind sie dabei, noch mehr Arbeiter und deren Familien ins Elend zu treiben und eine freie Meinungsäußerung über diesen Plan wird auch nicht toleriert. Der drastische Anstieg der Energiekosten und die Stilllegung von Fabriken stürzen einerseits tagtäglich tausende Arbeiter in die Arbeitslosigkeit, andererseits wird das Arbeitslosengesetz zum Nachteil der Arbeiter geändert, in den Krankenhäusern und Kliniken der Sozialversicherungen eine Selbstbeteiligung für die Versicherten eingeführt und neue Voraussetzungen für die Auszahlung von Rentenanwartschaften geschaffen sowie die Versicherungsleistungen für die Bauarbeiter gekürzt. Die Anhebung des Mindestlohns um nur 9% wirkt wie ein Hohn, wenn gleichzeitig der Preis für die Grundversorgung astronomisch steigt.

Für Millionen von Arbeiterfamilien, die bereits jetzt nicht in der Lage sind, ihr Existenzminimum zu verdienen, bedeutet diese Entwicklung nicht anderes als eine zunehmende Armut und Verelendung. Wir, die Arbeiter, werden aber nicht untätig dem langsamen Tod unserer Familien zusehen. Wir werden uns gegen den Angriff auf unsere Existenz wehren. Wir werden in geschlossenen Reihen der aufgezwungenen Armut und Verelendung Widerstand leisten. Deshalb rufen wir alle Arbeiter Irans auf, ihre Empörung gegen die aktuelle Lage zum Ausdruck zu bringen und gemeinsam ihre Forderungen zu formulieren. Wir fordern die sofortige Realisierung folgender Forderungen:

1.   Bedingungslose Freiheit zur Bildung unabhängiger Arbeiterorganisationen und zur Ausübung von Streiks, Protesten und Demonstrationen. Die Freiheit zur Gründung von Parteien, Versammlungsfreiheit, freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit gehören zu unseren Grundrechten.

      Sämtliche von der Regierung geschaffenen Institutionen in den Fabriken und in unserer Nachbarschaft müssen verschwinden, und die vorgenannten Rechte müssen als Grundrechte der Arbeiter und aller Menschen anerkannt werden.

2.    Wir lehnen eine Gesellschaft ab, in der sich Reichtum und Kapital in den Händen einer Minderheit konzentrieren, während die Mehrheit der Bevölkerung um das Überleben bangen muss. Während die Streichung der Subventionen für die Grundlebensprodukte zu einer astronomischen Steigerung der Preise führt, ist die Anhebung des Mindestlohns um 9% ein Hohn und eine Beleidigung für die Menschenwürde und das Existenzrecht der Arbeiter. Für uns ist die Anhebung der Löhne um nur 9% gleichzusetzen mit einem Aufzwingen von mehr Armut und Elend in Millionen Arbeiterfamilien. Wir lehnen die jetzige Art und Weise der Bestimmung der Mindestlöhne ab und fordern deren Festsetzung durch legitime Vertreter der Arbeiter und entsprechend dem höchsten Lebensstandard in der Welt. Die Umsetzung des Plans zur Abschaffung der Subventionen muss sofort gestoppt werden.

3.    Wir fordern die Abschaffung von befristeten und Blanko-Arbeitsverträgen sowie die Abschaffung von Subunternehmen. Wir verlangen den Abschluss von Verträgen unmittelbar mit den Arbeitern und kollektive Tarifbestimmungen, Arbeitsplatzsicherung und Realisierung höchster Hygiene- und Sicherheitsstandards am Arbeitsplatz.

4.   Lohnrückstände müssen sofort und ohne Ausreden ausgeglichen werden. Die Nichtzahlung des Lohns muss strafrechtlich verfolgbar gemacht werden, und die Arbeiter müssen einen Anspruch auf Schadensersatz bekommen.

5.   Massenentlassungen müssen gestoppt werden. Jeder arbeitslose Arbeiter muss einen Anspruch auf ein Arbeitslosengeld haben, das ihm eine menschwürdige Existenz bis zur Wiederbeschäftigung ermöglicht.

6.   Einerseits gehört die Organisation für soziale Sicherheit dank der Sozialversicherungsbeiträge der Arbeiter zu den reichsten Institutionen des Landes, andererseits verlangt diese Organisation nach dem Prinzip der kapitalistischen Gewinnmaximierung eine Selbstbeteilung von ihren behandlungsbedürftigen Mitgliedern. Sozialversicherungen müssen für alle Mitglieder der Gesellschaft garantiert werden. Die Verwaltung der Organisation für soziale Sicherheit muss durch gewählte Vertreter der Arbeiter übernommen werden.

7.   Wir verurteilen das harte Durchgreifen gegen Arbeiterproteste und andere Proteste der Bevölkerung. Wir fordern die Abschaffung der Todesstrafe. Wir fordern die bedingungslose Freilassung sämtlicher inhaftierter Arbeiter und Aktivisten anderer sozialer Bewegungen. Die Verfolgung von Aktivisten muss sofort gestoppt werden. Dem bestehenden Klima der Einschüchterung durch Sicherheitskräfte muss ein Ende gesetzt werden.

8.   Wir fordern die Abschaffung aller Gesetze, die die Frauen diskriminieren. Gleiche Rechte für Frauen und Männer in der Familie und in allen Bereichen des sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Lebens müssen bedingungslos garantiert werden.

9.   Allen Rentnern muss ein menschenwürdiges und sorgloses Leben garantiert werden. Die Diskriminierung der Rentner bei der Auszahlung der Rente muss aufhören. Ausreichende Krankenversicherung und andere Sozialversicherungen müssen für sie gewährleistet sein.

10. Kinderarbeit muss verboten werden. Umfassende Sozialversicherungen müssen für die Kinder und ihre Eltern garantiert werden. Bildungschancen für die Kinder müssen unabhängig von ihrem Geschlecht und der ethnischen Herkunft, der religiösen Überzeugung und der sozialen Herkunft ihrer Eltern geschaffen werden.

11. Der Wunsch nach Veränderung ist ein unbestreitbares Recht aller Menschen weltweit. Wir unterstützen die Proteste der Bevölkerung in Nahost. Wir verurteilen die Niederschlagung dieser Proteste und alle Abmachungen, die hinter den Kulissen über die Köpfe der Menschen hinweg getroffen werden, und die den Gang der Geschehnisse zu deren Ungunsten steuern.

12. Wir sind ein Teil der internationalen Arbeiterklasse und verurteilen die Entlassung und Diskriminierung der afghanischen Arbeiter sowie der Arbeiter aus anderen Ländern im Iran.

13. Wir bedanken uns für die weltweite Unterstützung unserer Kämpfe und solidarisieren uns mit dem Kampf der Arbeiter in anderen Ländern und betonen mehr als je zuvor die Notwendigkeit einer internationalen Arbeitersolidarität zur Befreiung vom kapitalistischen System.

14. Der 1. Mai muss im Iran als ein offizieller Feiertag anerkannt und im Kalender aufgenommen werden. Verbote und Einschränkungen für Versammlungen an diesem Tag müssen beendet werden.

Es lebe der 1. Mai.
Es lebe die internationale Solidarität der Arbeiter

1. Mai 2011

Gewerkschaft für die Beschäftigten der Busgesellschaft im Großraum Teheran
(„Sherkat-e Vahed“)
Freie Gewerkschaft der Arbeiter Irans
Delegation zur Wieder-Eröffnung der Gewerkschaft der Gebäudemaler
Delegation zur Wieder-Eröffnung der Gewerkschaft der Metaller
Gesellschaft zur Unterstützung der Rechte der Arbeiter
Komitee zur Gründung von Arbeiterorganisationen
Koordinationskomitee zur Gründung von Arbeiterorganisationen



*    Blanko-Arbeitsverträge sind befristete schriftliche Arbeitsverträge, ohne dass die Befristung im Arbeitsvertrag eingetragen wird. Der Arbeitgeber hat das Recht, das Ende des Arbeitsverhältnisses einseitig zu bestimmen und in den Arbeitsvertrag einzutragen.

30 April 2011

Die Forderungen der Iranischen Arbeiter zum 1.Mai für das aktuelle iranische Kalenderjahr (21.03.2011-21.03.2012)

1- Wir Arbeiter werden organisiert und vereint gegen Leiharbeitsverträge und die Blanko- und Zeitarbeitsverträge kämpfen.
2- Die Kürzung der Subventionen ist ein Angriff auf Existenz der Arbeiter und wir werden durch die Nichtzahlung von Wasser, Energie, Telefone, Rechnungen usw. dagegen kämpfen
3- Wir verurteilen den von dem Arbeitsrat des Regimes bestimmten Mindestlohn von 330,000 Toman (~230€) für das aktuelle Jahr, der mehrfach unter der Armutsgrenze liegt

 4- Wir verurteilen jede Art von Verhaftung, Entlassung und Unterdrückung der Arbeiter und fordern die Freilassung von verhafteten Arbeitern und Arbeiteraktivisten.
  5- Wir Arbeiter werden für die Erlangung von Redefreiheit, Organisation, Parteifreiheit und Streikfreiheit kämpfen. Gleichzeitig werden wir für die Abschaffung der unmenschlichen Todesstrafe kämpfen.
6- Der Triumph der Arbeiterklasse ohne Einigkeit und Organisation der Arbeiter aus Industrie, Lehrkräften, Krankenschwestern, Dienstleistung, Agrar etc. ist nicht möglich. Wir solidarisieren uns mit allen Arbeitern der Region und der   ganzen Welt und unterstützen die Wanderarbeiter aus Afghanistan im Iran.
7- Wir  werden für das Erlangen unserer politischen und wirtschaftlichen Forderungen  gegen  innere  konservative und reformistische Kräfte im Iran  und  gegen  äußere Mächte allein auf die Kraft der Arbeiter und Arbeiterinnen setzen und kämpfen
8- Das kapitalistische System zieht Nutzen aus der wirtschaftlichen und politischen Diskriminierung der Frauen. Ebenso ist die Kinderarbeit eine Gewinnquelle für das Kapitalsystem. Wir werden alles unternehmen, um die Frauen bei der Erlangung ihrer Forderungen und die Bewegung zur Abschaffung von Kinderarbeit zu unterstützen.
Es lebe der 1. Mai, der Tag der internationalen Solidarität der Arbeiter.

07.04.2011, der  Organisationsrat  für den  Arbeitertag  im  Iran

15 Februar 2011

Resolution der Veranstaltung am 10.02.2011: Solidarität mit den verfolgten Arbeoteraktivisten und Gewerkschaftern im Iran


Wir, Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in Deutschland, Menschenrechtler und politisch interessierte erklären uns mit den verfolgten Arbeiteraktivisten im Iran solidarisch.
Wir verurteilen die Repressionen, die Folter, die Einschüchterung von Menschen, die nichts anderes tun als für ihre elementarsten Rechte einzustehen, auf das schärfste.
Die Verfolgten Aktivistinnen und Aktivisten haben unser Mitgefühl und wir wollen ihnen im Rahmen unserer Möglichkeiten unsere Solidarität und Unterstützung zukommen lassen.
Es ist Teil unseres Verständnisses von Globalisierung und Austausch und Verständigung über Grenzen und Kontinente hinweg, dass wir verfolgten Gewerkschaftern helfen.
Wir erwarten aber auch von der politischen Öffentlichkeit, dass sie die Arbeitnehmer- und Menschenrechte im Iran verstärkt in ihren Fokus nimmt: Es geht nicht nur um Gefahren für den internationalen Frieden durch eine mögliche atomare Aufrüstung des Irans, es geht nicht nur um ein brutales Mullahregime, es geht auch um die sozialen Rechte der Menschen. Das Recht auf menschenwürdige Arbeit, das Recht, sich gegen unzumutbare Arbeitsbedingungen zur Wehr zu setzen,  das Recht auf einen angemessenen Lohn, das Recht auf Unversehrheit bei der Arbeit und das Recht auf ein soziales Sicherungssystem bei Krankheit, bei Arbeitslosigkeit und im Alter.
Auch Politik und Wirtschaft in Deutschland sind aufgefordert, klar und eindeutig für die sozialen Rechte und die Freiheitsrechte im Iran einzutreten. Die deutsche Wirtschaft macht gute Geschäfte in dem Land, die Politik hat gute Kontakte. Diese gilt es im Interesse der Menschen, der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einzusetzen.
Wir fordern die sofortige Freilassung aller inhaftierten Arbeiteraktivisten und Gewerkschafter.
Wir fordern das Recht, sich in freien Gewerkschaften organisieren zu können.
Wir fordern Meinungsfreiheit und Freiheit für den die Medien.
Hannover, 10.02.2011

Solidaritätsverein mit der Arbeiterbewegung im Iran – Hannover
DGB Niedersachsen Mitte
Dritte Welt Forum  Hannover  
Weiter TeilnehmerInnen der Veranstaltung

17 Januar 2011

Vortrag & Diskussion

- Solidaritätsverein mit der Arbeiterbewegung 
im Iran - Hannover
- DGB Niedersachsen Mitte
- Pavillon Kultur-und Kommunikationszentrum
- Dritte Welt Forum 

                            veranstalten: 
 
Iran jenseits der  Schlagzeilen:
„Die Unterdrückung der Gewerkschafter 
und Arbeiteraktivisten“ 

Vorträge, Film & Diskussion: 
Nach einer unabhängigen Informationsvermittlung über  die 
Umstände der gewerkschaftlichen Aktivitäten, Unterdrückung 
und Repressalien gegen Arbeiteraktivisten im Iran und eine 
Erinnerung an die Ermordung der Arbeiter im Kupferbergbau 
in „Khatoon Abad“ 1996, folgt ein Filmbeitrag in diesem 
Zusammenhang und abschließend findet eine offene 
Diskussionsrunde statt.